Geschichte

Erste Kulturen in Bolivien

Die ersten Menschen haben sich etwa 8000 v. Chr. auf dem heutigen Gebiet Boliviens niedergelassen. Sie kamen vermutlich aus Asien und begannen hier das Nomadenleben gegen ein Bauernleben einzutauschen. Bis zur Geburt Christi haben sich vor allem rund um den Titicaca– bzw. Poopó-See verschiedene Kulturen entwickelt, die Keramiken herstellten, Landbau und Fischfang betrieben.

#author#Markus Walter#/author#Statue in Tiahuanaco nahe am Titicacasee

Als Beginn bolivianischer Geschichte wird oftmals die Tiwanaku-Kultur genannt, welche um 600 v.Chr. begann und bis 1200 n.Chr. fortbestand. Die einst beeindruckenden Tempelanlagen kann man heute teilweise als Ruinen in der Nähe von La Paz besichtigen. Viel ist über die Kultur jedoch bisher nicht bekannt, nicht einmal, ob sie ein politisches Reich besaßen. Der kulturelle Einfluss war jedoch sehr hoch und breitete sich über einen Großteil der Anden bis zur Küste hinab aus. Zeitgleich entstand ebenso die Moxos-Kultur in der Amazonasregion, welche sich scheinbar perfekt an die Natur angepasst und von ihr gelebt hatte.

Im 13. Jahrhundert kommen die Aymara an die Macht und breiten sich über das Land aus. Vom Titicacasee weiten sie ihr Reich über das südliche Andengebiet, in die Yungas und das Tiefland aus.

Zur selben Zeit entwickelt sich in Peru auch die Kultur der Inka. Laut der Inkamythologie entstand die Hochkultur auf der Isla del Sol, als der Sonnengott Inti seine Kinder Manco Capac und Mama Ocllo auf die Insel schickte, von der aus sie sich wiederum auf den Weg nach Norden machten und Cusco im heutigen Peru gründeten, die Hauptstadt des Inkareiches.

Bolivien unter kolonialer Herrschaft

1532 landet Pizarro im Land im Norden von Peru und nimmt dieses in kurzer Zeit ein. 1536 erobern die Spanier endgültig das Inkareich. 1542 wird das Vizekönigreich Peru gegründet, dem auch das heutige Bolivien unter dem Namen „Hochperu“ angehört. Die folgende Herrschaft der Spanier lief unter eiserner Hand und Ziel war lediglich so viel wie möglich aus den Ländern Südamerikas für Spanien herauszuholen. Die indigene Bevölkerung wurde gezwungen Tribut in Form von Arbeitskraft an die Herrscher zu zahlen und wurde außerdem zur religiösen Unterweisung gebracht. Nichtsdestotrotz behielten sich die Einheimischen einen Teil ihrer bisherigen Kultur – ihres Glaubens an Pachamama z.B. oder ihre Sprache wie Quechua und Aymara bei und vieles besteht noch bis heute. Das Tribut der Arbeitskraft hingegen forderte während der Kolonialherrschaft Tausende Leben Indigener. Vor allem die Silberbergwerke ließen zigtausende krank werden und sterben. Am ergiebigsten war die Silbermine des Cerro Rico von Potosí, die von da an über zwei Jahrhunderte einen Großteil des spanischen Staatshaushaltes finanzierte. Die Zahl der indigenen Bevölkerung halbierte sich in dieser Zeit.

Die Unabhängigkeit

Gegen die Unterdrückung seitens der Spanier formierten sich Ende des 18. Jahrhunderts immer mehr indigene Gruppen und organisierten kleine und große Aufstände. Als größter Befreiungsheld der indigenen Bevölkerung ging aus dieser Zeit José Gabriel Condorcanqui (Tupac Amarú II.) hervor, der 1780 zu einem Aufstand aufrief, ein gewaltiges Heer zusammenbrachte und es schaffte bis zu seiner Hinrichtung die Städte La Paz und Cusco 9 Monate lang zu belagern.

Der Freiheitsruf „Grito de la Libertad“ am 25. Mai 1809 in Sucre entfacht endgültig den Freiheitskampf gegen die spanische Monarchie. Im ganzen Land gibt es weitere Aufstände. In den folgenden Jahren gibt es zahlreiche Kämpfe gegen die Spanier in vielen Ländern Südamerikas. Anführer ist der Freiheitskämpfer Simón Bolívar. Am 6. August 1825 wird endlich die „Republica de Simón Bolívar“ ausgerufen, woraus später die Abkürzung Bolivien wird. Bolívar wird erster Präsident der unabhängigen Republik, gibt das Amt jedoch bereits nach kurzer Zeit an seinen Stellvertreter Antonio José de Sucre ab.

Unruhige Zeiten – Staatskrisen, Machtwechsel und Kriege

Die kommenden Jahre waren sehr unruhig für Bolivien. In weniger als 200 Jahren erlebte das Land fast 200 Revolutionen, etwa 80 Machtwechsel der Präsidenten, 13 Verfassungen sowie weitere zahlreiche Putschisten, die jedoch nur wenige Stunden oder Tage an der Macht blieben. Die Instabilität sorgt für den weiteren Niedergang des Landes.

1879 folgt der Salpeterkrieg mit Chile an dessen Ende 1884 Bolivien letztlich auch die Provinz Antofagasta und somit seinen Zugang zum Meer verliert und ein Binnenstaat wird. Bis heute gibt es daher noch immer Konflikte mit Chile.

Um 1900 herum beginnt ein neuer Wirtschaftsboom in Bolivien: reiche Erzvorkommen werden entdeckt und bringen den Zinnbaronen enorme Einnahmen, zumindest bis 1929, wo die Weltwirtschaftskrise auch Bolivien erreicht.

1903 verlor Bolivien im Kautschuk-Krieg mit Brasilien seine Provinz von Acre. Während eines Krieges gegen Paraguay von 1932 bis 1935 verliert Bolivien auch große Teile um das Gebiet des Gran Chaco.

Durch die gesamten Kriege mit seinen Nachbarn verlor Bolivien etwa die Hälfte seines ursprünglichen Staatsgebietes. Außerdem führten die Kriege auch zu inneren Spannungen und schwächten somit das Land noch mehr.

Die Unzufriedenen, darunter vor allem die Landbevölkerung und die Minenarbeiter, formierten sich später im Movimiento Nacionalista Revolucionario (MNR). Nachdem diese bereits 1951 die Wahlen gewonnen hatten, folgte 1952 aufgrund eines Putschversuches die bolivianische Revolution und wurde von der MNR gewonnen. Daraufhin werden unter anderem die Zinnminen verstaatlicht, die Leibeigenschaft abgeschafft, mehrere Millionen Hektar Agrarland an Kleinbauern abgegeben und die Indígenas erhalten volles Bürgerrecht. Durch die revolutionären Maßnahmen kommt es jedoch zu einem Kapitalmangel, massiver Kapitalflucht und rapidem Währungsverfall. Die Lebensverhältnisse verbesserten sich dadurch nicht.

1964 wird die MNR durch einen Militärputsch abgelöst und es folgt eine Diktatur und darauf wiederum eine strenge Militärdiktatur ab 1971, die Parteien verbot sowie die freie Presse ausschaltete.

Erst 1982 wird mit Hernán Siles Zuazo wieder ein Präsident demokratisch gewählt. Aber auch die Folgejahre bringen mit einer enorm hohen Inflation und zahlreichen Präsidentenwechseln keine Ruhe ins Land. Unter Präsident Lozada (1993-1997) werden einige wegweisende Reformen verabschiedet, unter anderem die Privatisierung von Staatsbetrieben sowie die Einführung von Aymara und Quechua in den Schulen.

Leider wurde Bolivien jedoch weiterhin von Korruption, dem Ausverkauf von Bodenschätzen und einem harten Kampf mit der USA gegen den Coca-Anbau geprägt. Vor allem die Verhältnisse der indigenen Bevölkerung verbesserten sich nicht. Diese traten daraufhin unter der Führung von Evo Morales (Anführer der MAS – movimiento al socialismo) in den Widerstand, eröffneten heftige Proteste und errichteten Straßenblockaden, die das Land über mehrere Wochen lahm legten. Der Präsident tritt zurück. Ende 2005 wird Evo Morales zum ersten indigenen Präsidenten Boliviens gewählt und regiert bis heute das Land.